Gibt es Fullstack Entwickler? Eine Frage, die sich nicht nur viele Unternehmer stellen, sondern auch Fachkräfte aus der Software Entwicklung. Kann es wirklich Personen geben, die einfach alles können? Den kompletten Software Stack von vorne bis hinten, mit allem was dazu gehört? In dieser Ausgabe des ProjectMakers Business Weekly wollen wir die Frage klären, ob es den Fullstack Entwickler wirklich gibt oder ob das Ganze, vorbei an jeglicher Realität, doch nur ein Mythos der HR-Abteilungen ist.

 

Fullstack Entwickler – Die Allrounder der Softwareentwicklung

Wer als Software Entwickler auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist, hat zumindest die Beschreibung schon einmal gelesen. Sie klingt oftmals so:

„Unser Unternehmen ist auf der Suche nach einem Senior Fullstack Entwickler.
Folgende Kenntnisse sind ein MUSS:

.NET / C#
HTML, CSS, JavaScript
Angular oder React Kenntnisse
Datenbank Kenntnisse SQL / NoSQL
Kenntnisse im UI / UX Bereich wünschenswert
Konfiguration und Umgang mit Docker, Rancher, Unit Tests, CI und CD
Azure Cloud- und DevOps Entwicklung“

Diese Auflistung ist an dieser Stelle noch nicht einmal überspitzt dargestellt, sondern tatsächlich so zu finden.
Schnell wird klar, dass hier ein Allrounder gesucht wird, der vom Frontend bis zum Backend alles abdecken soll – zusätzliche Qualifikationen sollten am Besten auch vorweisbar sein.
Das Spektrum ist an dieser Stelle beachtlich, wenn man in Betracht zieht, dass ein Senior in diesen Qualifikationen gesucht wird – also eine Fachkraft mit 4+ Jahren Erfahrung in jedem dieser Bereiche.

Ist es also realistisch, dass solche Stellten überhaupt besetzt werden? Laut der Menge an Erfahrung, die man bräuchte, gäbe es also nur eine handvoll Personen, die diesen Anforderungen überhaupt gerecht werden könnten. Doch auf dem Markt sind viele solcher Stellen aktiv ausgeschrieben und werden scheinbar auch erfolgreich vermittelt – Also gibt es doch kein Problem?

 

Warum Fullstack Entwickler gesucht werden

HR-Abteilungen suchen gerne nach Fullstack Entwicklern. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Je breiter der Kenntnisstand einer Fachkraft, desto eher müssen weitere Stellen nicht besetzt werden, denn diese Person bringt bereits alles mit. Es fällt zudem nur ein Gehalt an, Zuwendungen werden nur einmalig gezahlt und der Urlaub bleibt auch überschaubar. Man bekommt also den Rundum-Sorglos-Mitarbeiter, den man einfach für allerlei Tätigkeiten heranziehen kann. Doch das birgt auch Gefahren. Fällt der Mitarbeiter dann mal aus, ist nicht nur der Datenbank-Spezialist nicht erreichbar, sonder auch der Frontend-Entwickler, der Backend-Entwickler, der UX-Designer und der DevOps Engineer.

Nun kann man argumentieren, dass krankheitsbedingte Ausfälle nicht den Großteil der Anstellung ausmachen und das ist sicherlich richtig. Doch wie sieht es eigentlich aus, wenn es an die Leistung geht?

 

Das Schweizer-Taschenmesser-Prinzip

Ein Taschenmesser bringt viele Möglichkeiten mit, Probleme zu lösen. Schrauben andrehen, einen Faden abschneiden, einen Ast durchsägen – verschiedene Aufgabenbereiche und für ein Taschenmesser gut zu lösen. Was passiert aber, wenn die Aufgaben komplexer werden? Warum nutzen handwerkliche Unternehmen auf der Baustelle keine Schweizer Taschenmesser, auch wenn die Werkzeuge grundsätzlich ihre Aufgabe erledigen könnten? Weil es Werkzeuge gibt, die dieser Aufgabe besser gewachsen sind und die Aufgaben dadurch effizienter und effektiver lösbar werden.

Ein ähnliches Prinzip finden Sie bei Berufsmusikern. In einem Orchester gibt es verschiedene Positionen, die besetzt werden müssen. Damit eine Komposition erfolgreich umgesetzt werden kann und am Ende gut klingt, muss jeder Musiker mit seinem Instrument einen entsprechenden Beitrag leisten. Dafür ist – ebenso wie in der Software-Entwicklung – jahrelanges Training nötig, um einen gewissen Erfahrungsschatz und die entsprechende Kompetenz vorweisen zu können.

Stellen Sie sich nun einen Musiker vor, der neben dem Cello, seinem Hauptinstrument, nicht nur noch Violine spielt, sonder auch Trompete, Tuba und Klavier, Erfahrung im Dirigieren hat, sowie „gefestigte Kenntnisse“ in Audio-Engineering und Sample-Mixing. Die Kenntnis-Tiefe, die sich ein Orchesterleiter an dieser Stelle wünscht, kann der Musiker beim besten Willen nicht erreichen.

 

Spezialisten gesucht

Stellen Sie sich die Software Entwicklung ebenfalls wie ein Orchester vor. Damit die Umsetzung des Projekts gelingt, sind Spezialisten erforderlich. Natürlich gibt es Spezialisten, die über den Tellerrand schauen und Ihren Basis-Schatz erweitern – und das ist auch gut so. Trotzdem brauchen Sie den gefestigten Kenntnisstand von Personen mit Expertise und niemanden, der „alles“ kann und dafür nur oberflächlich. Das kann im Ernstfall das gesamte Projekt gefährden und lässt zusätzliche Kosten entstehen, die durchaus vermeidbar sind. Denn bringt der Fullstack Entwickler nicht die Leistung, die erwartet wird, weil tiefes Fachwissen fehlt, kommen Sie nicht umher, trotzdem eine Fachkraft zu engagieren, damit auch das Projekt voranschreiten kann. Und wer will schon zwei mal zahlen?

Ziehen Sie also das nächste Mal bei einer Ausschreibung in Erwägung, ob es tatsächlich Sinn macht, auf die Suche nach einem Allround Entwickler zu gehen. Sie fahren sicherer, wenn Sie einen Spezialisten an der Hand haben.

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